Käfer - Die Leere singt (Audiodeskription)
Das von Alexander Schmidt gestaltete Video findet einen sinnbildlichen Ausdruck für das Prinzip der Folter – insbesondere für die Entmenschlichung, bei der Täter ihre Opfer als „Ungeziefer" betrachten, um ihnen den Status als Mensch abzusprechen. Die Darstellung spielt zugleich auf die unsauberen, entwürdigenden Bedingungen in Gefängnissen an, in denen politische Gefangene untergebracht sind. Das auf dem Rücken liegende Insekt wird so zum Symbol völliger Hilflosigkeit und macht sichtbar, wie leicht Lebewesen von außen erniedrigt, unterworfen und auf Abstand gehalten werden können.
In der Bildmitte, in einer aufsteigenden Diagonalen ausgerichtet, liegt das Tier mit dem Hinterleib links unten und dem Kopf samt langen, weit ausgestreckten Fühlern rechts oben. Der Körper ist länglich-oval, deutlich segmentiert, mit sechs schlanken Beinen und extrem langen, dünnen Antennen – Merkmale, die auf den Körperbau einer Schabe hindeuten.
Die visuelle Gestaltung erinnert an eine Mischung aus fotografischem Negativ und einer Cyanotypie. Unschärfe und grobe Körnung verstärken den Eindruck. Der Körper erscheint nahezu farblos, in grellem, überstrahltem Weiß; nur wenige kleine Partien in der Körpermitte sind tiefschwarz. Die Terrazzo-Oberfläche darunter ist durch einen kühlen Blaugrün-Filter verfremdet: Dunklere Steinchen wirken schwarzgrün, die übrigen leuchten deutlich heller. Um den Körper liegt ein milchig-weißer, digital hinzugefügter Schattensaum, der eng den Konturen folgt und sich synchron zu jeder Regung des Tiers mitbewegt – unabhängig vom Lichteinfall.
Zu Beginn wirkt der Käfer fast reglos; nur die Beine zittern leicht oder werden vom Luftzug bewegt. Ab der 42. Sekunde schwenkt die Handkamera sanft nach rechts, links, oben und unten, mit minimaler Unruhe in der Bewegung.
Eine weiche Überblendung folgt: Die nächste Einstellung wird sichtbar, während die vorherige noch kurz durchscheint. Hier ringt das Tier um sein Überleben. Auf dem Rücken liegend windet es sich, bewegt hastig die Beine, streckt und krümmt sie, um den Körper zu drehen. Allmählich verlangsamt sich die Bewegung; die Beine zucken nur noch schwach, bis es wieder nahezu reglos in Rückenlage verharrt.
Erneut folgt eine weiche Überblendung: Das alte Bild weicht dem neuen, in dem das Insekt wieder rücklings in aufsteigender Diagonale liegt – Hinterleib links unten, Kopf mit den langen Fühlern rechts oben. Beine und Antennen zittern. Nach rund einer Minute wird das leichte Wackeln der Handkamera erneut sichtbar, das Tier liegt weiterhin in seiner unnatürlichen Position.
Rund 30 Sekunden später blendet das Bild wieder weich um. Das Insekt windet sich, versucht vergeblich, sich aufzurichten; hektische Beinbewegungen, gefolgt von einem langsamen Nachlassen. Jetzt liegt es in einer absteigenden Diagonale auf dem Terrazzoboden – Unterleib links oben, Kopf nach rechts unten.
Eine weitere Minute vergeht, dann folgt wieder eine weiche Überblendung. Das Tier, erneut gescheitert im Aufrichten, hat sich zurück in die aufsteigende Diagonale bewegt: Hinterleib links unten, Kopf rechts oben. Die Gliedmaßen zittern schwach.
Langsam blendet das Bild in Schwarz aus.
