Iran (Audiodeskription)
Das Video basiert auf historischen Dokumentaraufnahmen, die von Alexander Schmidt nachträglich mit visuellen Effekten verfremdet wurden. Natürliche Farben sind nur noch in Ansätzen erkennbar. Stattdessen dominieren unnatürliche Gelbgrün- und Violetttöne, die wie eine künstliche Farbmaske über den Szenen liegen.
Zu Beginn zoomt die Kamera aus einer Nahaufnahme zweier Frauen in Rückenansicht heraus. Beide tragen Hidschab. Kurz darauf öffnet sich der Bildausschnitt und zeigt eine kleine Gruppe verschleierter Frauen unterschiedlichen Alters. Sie stehen vor einem Maschendrahtzaun an einer Straße. Im Hintergrund gehen Männer an ihnen vorbei. Einen Augenblick lang schiebt sich ein großes Transparent vor die Linse und verdeckt den Blick.
In der nächsten Einstellung gleitet die Kamera langsam durch die Menge. Sie erfasst dicht gedrängte Gesichter junger Frauen ohne Kopftuch. Ihre Arme sind erhoben, die Hände zu Fäusten geballt. Mit geöffnetem Mund skandieren sie Rufe und bewegen sich von links nach rechts durch das Bild. Die Kamera schwenkt entgegengesetzt zur Laufrichtung. Vereinzelt sind auch junge Männer unter den Demonstrierenden. Helle Transparente mit schwarzen persischen Schriftzügen werden hochgehalten. Durch die Farbverfremdung und die starke Unschärfe wirkt die Szene fast traumartig.
Es sind Dokumentaraufnahmen der sechstägigen Proteste iranischer Frauen in Teheran, die am 8. März 1979 begannen – einen Monat nach der Machtübernahme von Ayatollah Chomeini. Auslöser war seine Anordnung, das Tragen des Hidschabs für Frauen zur Pflicht zu machen. Die Kamera folgt der Menge, die sich in dichten Reihen entschlossen vorwärts bewegt. Frauen rufen Parolen im Chor und fordern Freiheit. Der Blick wechselt zu einer höheren Perspektive: Über den Köpfen der Demonstrierenden sind am Horizont Häuserzeilen zu erkennen.
Zu den verfremdeten Farben kommt nun ein weiterer Effekt. Das Bild wirkt, als würde es von einem kreisförmigen Sog erfasst. Die Mitte bleibt relativ erkennbar, die Ränder verschwimmen und verformen sich, als würden sie in einen Strudel hineingezogen. Ein Schnitt führt von der weiten Ansicht zurück zu Nahaufnahmen. Die Menge fließt weiter, hält dann an und drängt sich zusammen. Viele Frauen recken die Oberarme hoch und stoßen die geballten Fäuste rhythmisch zu ihren Rufen nach vorn. Die Kamera fängt Gesichter, Köpfe und Oberkörper ein. Zwischen den Frauen ohne Kopftuch sind auch verschleierte Teilnehmerinnen zu sehen, die still in der Menge mitgehen. Erneut erscheinen Transparente im Bild.
Eine Überblendung führt von einer Nahaufnahme zu einer weiter gefassten Einstellung. Zuvor zeigte die Kamera die Demonstrierenden aus leichter Aufsicht im Dreiviertelprofil. Jetzt erfasst sie die Körper fast frontal. Die Bildfolgen wechseln zwischen Details und Gesamtansichten. Einzelne Frauen mit Transparenten geraten kurz ins Zentrum des Blicks. Aufnahmen auf Augenhöhe mit der Menge wechseln mit einer hohen Perspektive, die leicht schräg von oben auf die Szene blickt.
Allmählich verblasst das Bild, bis es vollständig in Schwarz übergeht.
