Maryja Kaleskawa, 1982 in der weißrussischen Hauptstadt Minsk in den letzten Jahren der Sowjetunion geboren, ist Musikerin, Musik-Pädagogin und Kämpferin für Bürgerrechte in ihrer Heimat Belarus. 2020 nahm sie dort am Präsidentschaftswahlkampf aktiv teil und ist deswegen seither mehr als 1000 Tage in Haft.
Maryja Kalesnikawa studierte in Minsk Flöte und dann an der Musikhochschule Stuttgart Alte und Zeitgenössische Musik. Nach dem Studium verbrachte sie mehrere Jahre im Ausland und trat mit verschiedenen Musiker*innen auf diversen internationalen Festivals auf. Seit 2016 unterrichtete sie Klassische Musik und seit 2017 leitete sie Projekte auf dem Artemp Festival in Minsk. Bis 2020 führte die Künstlerin ein Leben zwischen Stuttgart und Minsk.
2020 engagierte sich Maryja Kalesnikawa an führender Stelle im belarussischen Wahlkampf gegen die Wiederwahl des autokratisch regierenden Aljaksandr Lukaschenka. Nach Massenprotesten gegen den mutmaßlichen Wahlbetrug des Amtsinhabers und nach ihrer Bekanntgabe der Gründung einer oppositionellen Partei 'Razam' (deutsch: Gemeinsam) wurde Maryja Kalesnikawa von der Militärpolizei und dem Geheimdienst im September 2020 verhaftet, misshandelt und sollte in die Ukraine abgeschoben werden. Sie zerriss laut Medienberichten im Niemandsland ihren Pass, kehrte zurück und wurde inhaftiert. Im September 2021 wurde sie aufgrund einer fingierten Anklage zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt. Ein ganzes Jahr lang gab es keine Nachrichten über ihren Verbleib und ihre Situation. Erst im November 2022 wurde bekannt, dass sie auf der Intensivstation einer Notfallklinik in der Stadt Homel (Belarus) lag. Trotzdem wurde ihrer Familie und ihren Anwälten weiterhin der Kontakt zu ihr versagt.
Seit der Verhaftung von Maryja Kalesnikawa haben sich deutsche und europäische Politiker um ihre Freilassung bemüht - bislang ohne Erfolg. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International haben sie offiziell zur politischen Gefangenen erklärt und ihre Freilassung gefordert. Maryja Kalesnikawa erhielt in Abwesenheit zahlreiche internationale Menschenrechtspreise, so 2020 den Sacharow-Preis, 2021 den Stuttgarter Friedenspreis und 2022 den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen. Aktuell organisiert eine Professorin der Stuttgarter Musikhochschule Erinnerungsveranstaltungen am Wilhelmsplatz in Stuttgart.
Mehr unter freemaria.de